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Taugt das Duolingo-Prinzip für Medienmarken?

von Franziska Bluhm am 05.02.2024

Wer Sprachlernapps wie Duolingo verwendet, kennt die Mechanismen: Jeden Tag erhält man eine Erinnerung, sich um seinen Sprachfortschritt zu kümmern. Jede Woche eine Zusammenfassung der Aktivitäten, verbunden mit viel Lob. Ich kann mich mit Menschen vernetzen, die die App ebenfalls nutzen, ich kann sie anspornen, bekomme von ihnen Unterstützung und kann mit ihnen Challenges bestehen. Und jeden Tag werden die Nutzer*innen erinnert, ihren Streak nicht zu verlieren. Das wäre doch schade. Und auch wenn das für manche unheimlich anstrengend klingt, es funktioniert. Nicht nur bei mir, sondern bei Millionen anderer Nutzer*innen auch. Doch wie wäre es, wenn auch Medienmarken auf diese Art mit ihren Kundinnen und Kunden kommunizieren würden?

Du hast heute 15 Minuten auf unserer Seite verbracht. Das sind mehr als 95 Prozent unserer Nutzer!

Stellen wir uns einmal vor, unsere bevorzugte Tageszeitung würde uns dafür belohnen, dass wir uns jeden Tag auf der Webseite oder in der App eingeloggt, und uns dort 15 Minuten informiert haben. 

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Stellen wir uns vor, unsere Tageszeitung würde uns jeden Tag eine Aufgabe stellen, die es zu meistern gilt. Jeden Tag eine andere. Gleichzeitig könnten wir uns mit anderen Newsjunkies messen.   

Höre dir unseren HSV-Podcast an und versuche unser kniffliges Tagesquiz zu lösen.

Stellen wir uns vor, diese Challenges sorgen dafür, dass wir nicht weniger, sondern deutlich mehr Zeit auf der Plattform verbringen. Was wiederum zu einer höheren Bindung und Verbundenheit führen könnte. 

Du hast alle Kolumnen von Nicole Diekmann gelesen. Möchtest du die nächste einen Tag früher direkt in dein Postfach?

Stellen wir uns vor, auch so könnten Medien mit ihren Nutzerinnen und Nutzern kommunizieren. Sie könnten motivieren und Formate anbieten, die Inhalte vermitteln, aber dennoch Spaß machen. Sie könnten dafür sorgen, dass sich die Menschen mit diesen Inhalten so auseinandersetzen, dass sie von Erlebnissen auch ihren Freunden und Bekannten erzählen.

Wow! Du hast in den letzten zwei Wochen 14 Mal den "Was jetzt"-Newsletter gelesen.

Stellen wir uns vor, beim nächsten Mittagessen mit den Kollegen erzählen wir, dass der Newsletter der "ZEIT" so gut ist, dass wir ihn diesen in den vergangenen drei Wochen wirklich jeden Tag gelesen haben. Das wissen wir, weil wir diese Statistik regelmäßig erhalten und so motiviert werden, auch am nächsten und den darauffolgenden Tag in den "Was jetzt"-Newsletter zu schauen. Und wie hoch ist wohl die Wahrscheinlichkeit, dass alle, denen wir das erzählen, neugierig sind, was das für ein Teufelsprodukt ist.

Wir sind stolz auf dich! Du nutzt Leerzeiten klug, um dich gut zu informieren. Das ist sinnvoll verbrachte Bildschirmzeit!

Je länger ich darüber nachdenke: Ich würde mir wünschen, dass sich journalistische Medien ein paar Mechanismen bei Duolingo und anderen Lernapps abschauen.

  • Weil wertschätzende Kommunikation noch niemanden geschadet hat und sie zu positiven Beziehungen führen kann. Wenn Menschen sich mit Respekt und Verständnis begegnen, ist es wahrscheinlicher, dass sie einander zuhören, sich gegenseitig ernst nehmen und konstruktiv miteinander umgehen.
  • Weil wir zahlenden Kund*innen nur gewinnen können, wenn diese sich gesehen und gehört fühlen.
  • Medien, die wertschätzend kommunizieren, wirken glaubwürdiger und vertrauenswürdiger. Ihre Inhalte werden eher wahrgenommen, geteilt und weiterverbreitet. 
  • Nutzer*innen werden motiviert, sich mit der Marke und den Inhalten mehr zu beschäftigen. Sie werden häufiger auf die Plattform zurückkehren, mehr Zeit dort verbringen und sich aktiv(er) beteiligen.
  • Diese Gaming-Elemente können dazu beitragen, die Markenbekanntheit zu erhöhen und somit die Reichweite zu vergrößern. Denn wenn Nutzende Spaß an der Interaktion haben, sind sie auch eher bereit, ihre Erfahrungen mit anderen zu teilen.
  • Gamification kann auch dazu beitragen, Leads zu generieren und den Umsatz zu steigern. 

Medien wie die New York Times haben dies bereits erkannt und bieten beispielsweise Quizze und Challenges an, die eine Nutzung der redaktionellen Inhalte voraussetzen. Gleichzeitig hat die Medienmarke eine Vielzahl von Spielen integriert, die komplett unabhängig von journalistischen Inhalten sind, aber dennoch dazu führen, dass Menschen gerne auf die Webseite zurückkehren.

Welche Einsatzmöglichkeiten gibt es für Deine Medienmarke? Lassen Sie uns reden.

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Über die Autorin

Franziska Bluhm

Franziska Bluhm

Telefon: 0170 – 300 3671

E-Mail: post@franziskabluhm.de

Franziska Bluhm gehört zu den renommiertesten Medien- und Digitalprofis in Deutschland, mit mehr als 18 Jahren Führungserfahrung in unterschiedlichen deutschen Medienunternehmen - über Handelsblatt und WirtschaftsWoche, Rheinische Post und BILD. Sie unterstützt und begleitet Unternehmen und Redaktionen, gibt Trainings und Coachings, moderiert und hält Vorträge.

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