StorytellingSchreibenStrategieSocial Media

Warum wir im Zeitalter des ersten Eindrucks leben

von Franziska Bluhm am 05.07.2023

Als ich vor einigen Wochen selbst Teilnehmerin eines Seminars war, machten wir eine interessante Übung: Anstatt einer ausgiebigen Vorstellungsrunde haben wir uns in Zweiergruppen jeweils fünf Minuten gesagt, was wir glauben, was der andere macht. Danach wurde nicht richtig aufgelöst, sondern lediglich geteilt, wie hoch die Trefferquote ungefähr gewesen ist. Das Ergebnis: Sie war erstaunlich hoch. Was mir bei dieser Übung bewusst wurde: Wie stark wir Menschen schon von unserem ersten Eindruck in Schubladen einsortieren. "Der hat bestimmt Kinder!". "Die macht bestimmt etwas Kreatives." "Ob der in seiner Freizeit gerne Angeln geht?" 

Wir leben im Zeitalter des ersten Eindrucks

Mehr denn je leben wir im Zeitalter des ersten Eindrucks. Nicht nur bei Seminaren, in Meetings oder auf Veranstaltungen. Dabei kommen verschiedene Aspekte zum Tragen. 

  1. Der visuelle Eindruck, der auf dem äußeren Erscheinungsbild basiert. Hier spielen Kleidung, Körperhaltung, Gestik und Mimik spielen eine wichtige Rolle. 

  2. Die Art und Weise, wie wir kommunizieren, kann einen starken Eindruck hinterlassen: Stimmlage, Sprechgeschwindigkeit und Wortwahl.

  3. Nonverbale Signale wie Augenkontakt, Lächeln, Handbewegungen können Vertrauen und Offenheit vermitteln. 

  4. Eine positive Ausstrahlung und Sympathie können einen starken Einfluss auf den ersten Eindruck haben. Menschen werden eher von Personen angezogen, die freundlich, zugänglich und authentisch wirken. 

  5. Wichtig ist: Der erste Eindruck ist keinesfalls objektiv. Vorurteile und Stereotype können unsere Wahrnehmung beeinflussen. 

Auch das, was wir in allen Kanälen und vor allem den digitalen kommunizieren, hängt vom ersten Eindruck ab. 

  • Der erste Satz in einem Buch entscheidet schon darüber, wie gut wir in die Geschichte hineinkommen. Und manche dieser ersten Sätze sind selbst so bekannt geworden, dass viele sie kennen, obwohl sie das Gesamtwerk gar nicht gelesen haben. "Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt." Kennt vermutlich jeder, der sich mal mit Franz Kafka beschäftigt hat.
  • Im Magazin entscheiden Foto, Überschrift und Vorspann darüber, ob ich mich für ein Thema interessiere.
  • Im Newsletter entscheidet die Betreffzeile in Kombination mit dem Absendenden, ob ich die Mail öffne oder nicht. 
  • Auf Tiktok und Instagram habe ich maximal zwei Sekunden, meine Rezipienten davon zu überzeugen, NICHT weiterzuswipen. 

Zwei Effekte wirken hier vor allem: der Primacy-Effekt, der dafür sorgt, dass erste Informationen höher bewertet werden, als jene, die später kommen. Der Halo-Effekt beschreibt den Wahrnehmungsfehler, bei dem einzelne Eigenschaften einer Person in unserer Wahrnehmung so sehr dominieren, dass sie andere Eigenschaften zunächst überstrahlen. 

Es lohnt sich also, in diese Lassos, wie der Journalist Claus Jacobi erste Sätze, Bildunterschriften, Teaser und Überschriften einmal nannte, besonders viel Hirnschmalz zu verwenden. Denn sie entscheiden darüber, ob wir Lesende, Zuschauende oder Zuhörende in unsere Geschichten ziehen. In Vorträgen oder Workshops zum Thema Storytelling rate ich deshalb immer Folgendes:

  • Gewinne Aufmerksamkeit, indem du mit dem spannendsten beginnst.
  • Falle mit der Tür ins Haus.
  • Verwirre.
  • Sei dabei möglichst konkret, sodass du Bilder im Kopf und Emotionen erzeugst, die Menschen mitnimmst in dein Setting und deine Geschichte und so dafür sorgst, dass die Rezipienten deiner Geschichte folgen. Bis zum Schluss.

Meistens rate ich aber auch dazu, über den letzten Eindruck noch einmal genau nachzudenken (Recency-Effekt). Denn auch der bleibt im Gedächtnis, weil er häufig nachhallt. Oder um es mit einem Sprichwort zu sagen: "Der erste Eindruck zählt, der letzte bleibt für immer."

Bessere Einstiege? In dem "Storytelling"-Workshop vermittele ich die Kunst des fulminanten Einstiegs und gebe Tipps, wie man gut Geschichten erzählt. 

Zurück zur Übersicht

Kommentare

  • Maria Mettermann1.12.2023, 15:29

    Mir fehlte früher das nonverbale durch ein Lächeln. Ich habe mich für meine Zähne geschämt. Nun hab ich mir aber ein Zahn-Bleaching gegönnt und lächele viel mehr. https://zahnarztpraxis-kaarst.nrw/index.php?id=11

Hinterlassen Sie doch einen Kommentar!

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Über die Autorin

Franziska Bluhm

Franziska Bluhm

Telefon: 0170 – 300 3671

E-Mail: post@franziskabluhm.de

Franziska Bluhm gehört zu den renommiertesten Medien- und Digitalprofis in Deutschland, mit mehr als 18 Jahren Führungserfahrung in unterschiedlichen deutschen Medienunternehmen - über Handelsblatt und WirtschaftsWoche, Rheinische Post und BILD. Sie unterstützt und begleitet Unternehmen und Redaktionen, gibt Trainings und Coachings, moderiert und hält Vorträge.

nach oben

Sie sind beim Besuch dieser Website anonym. Wir benötigen ein technisch notwendiges Session-Cookie („sessions“) um das Kontaktormular gegen Missbrauch abzusichern. Ihr Ok wird für einen Tag in einem 2. Cookie („eu-cookie“) gespeichert. Vor dem Anzeigen externer Inhalte werden Sie vor dem Anzeigen um Ihre Erlaubnis gefragt. Um unsere Website laufend zu verbessern, nutzen wir die Statistik-Software „Matomo“. Sie bleiben auch dort vollständig anonym: Matomo ist auf unserem eigenen Server installiert, so dass keine Daten zu fremden Anbietern übertragen werden. Ihre IP-Adresse wird durch Kürzung anonymisiert und Matomo setzt keine Cookies. Weitere Infos finden Sie in derDatenschutzerklärung.