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10 wichtige Erkenntnisse aus dem Digital News Report 2025

von Franziska Bluhm am 17.06.2025

Einmal im Jahr, immer Mitte Juni, erscheint der Digital News Report des renommierten Reuters Institute, der untersucht, wie Menschen auf der ganzen Welt digitale Medien nutzen. In Deutschland arbeiten die Kolleg*innen mit dem Hans-Bredow-Institut zusammen, die ihre Erkenntnisse auf insgesamt 75 Seiten dargelegt haben. Das beste: Ich habe ihn bereits gelesen und die aus meiner Sicht spannendsten Aspekte hier für dich zusammengefasst. Nebst Handlungsempfehlungen für Medienmacher*innen. Auf geht's.

1. Das Interesse an Nachrichten ist immer noch hoch – trotz allem. 

Trotz der Vielzahl an schlechten Nachrichten und Krisen interessieren sich die Menschen in Deutschland auch weiterhin für Nachrichten. Spannend an den Zahlen: In der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen ist das Interesse an Nachrichten im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen; gleichzeitig konsumieren diese Menschen auch häufiger Nachrichten. In der Ü55-Altersgruppe sinkt das Interesse an Nachrichten übrigens weiter.

Und nun? Gerade regionale Medienmarken erreichen derzeit eher ältere Menschen. Es wird Zeit, endlich gezielt die Jungen zu adressieren, insbesondere die 18- bis 24-Jährigen.

2. Zwei Drittel der Deutschen informieren sich mindestens einmal pro Woche online

Dabei ist die meistgenutzte Quelle Social Media, jede dritte befragte Person nutzt diese Plattform für Nachrichten. Danach folgen Websites oder Apps von Nachrichtenmagazinen (22%), von Zeitungen (22%), von TV- und Radioanbietern (21%) sowie von anderen Nachrichtenquellen im Internet wie etwa t-online oder web.de (17%). KI-Tools sind hier auf dem Vormarsch: Vier Prozent geben an, dass sie Generative-KI-Chatbots wie ChatGPT, Gemini oder Perplexity verwendet haben, um Nachrichten abzurufen.

Und nun? Um Menschen mit Nachrichten zu erreichen, braucht es eine Social-Media-Strategie. Leider keine neue Erkenntnis, aber schadet ja nicht, es stetig zu wiederholen.  

3. TV feiert Comeback als Hauptnachrichtenquelle. 

43 Prozent der Befragten bezeichnen lineare Fernsehnachrichten als ihre wichtigste Nachrichtenquelle. Die abgefragten Online-Nachrichtenquellen liegen knapp dahinter mit 42 Prozent. Das liegt vor allem am Nutzungsverhalten der Ü55er. 

Und nun? Wer jetzt meint, man könnte das Digitale vernachlässigen: nein. Die Nutzung liegt so nah beieinander, dass dies keineswegs beruhigende Zahlen sind.

4. News in Social Media? Am liebsten bei Whatsapp, Youtube und Facebook

Whatsapp liegt dabei mit 73 Prozent genereller Nutzung extrem hoch, Youtube folgt in der Gesamtbetrachtung mit 51 Prozent. Die Studienmacher*innen schreiben, dass der Abwärtstrend von Facebook (42%) gestoppt. Die Plattform mit dem größten Wachstum über die vergangenen Jahre: Instagram (jetzt 37%). 

Schaut man darauf, welche Plattformen für Nachrichten genutzt werden, gibt es kleine Unterschiede im Ranking: Youtube (18%) liegt vor Whatsapp, Facebook (je 15%) und Instagram (12%). 

Schaut man auf die 18- bis 24-Jährigen liegt Instagram (29%) vor Youtube (23%) und Whatsapp (20%). Die Beliebtheit von Tiktok sinkt um drei Prozentpunkte auf zehn Prozent.

Und nun? Wer junge Menschen erreichen will, sollte Instagram strategisch ernst nehmen – nicht nur als Reichweitenkanal, sondern als Ort, an dem Nachrichten und die eigene Medienmarke entdeckt werden.

5. Echte Interaktion ist Ausnahme statt Regel

Nachrichten werden nicht nur konsumiert, sondern auch diskutiert – und das vor allem persönlich. Ein Drittel der Befragten gibt an, sich persönlich mit anderen über aktuelle Nachrichten auszutauschen. Digitale Beteiligung ist dagegen vor allem passiv: 21 Prozent lesen Kommentare auf sozialen Netzwerken, 17 Prozent auf klassischen Nachrichtenwebsites. Aktiver wird es bei Likes oder Bewertungen – das machen 15 Prozent. Und immerhin elf Prozent nehmen an Umfragen teil, sei es auf Nachrichtenseiten oder in sozialen Medien. 

Und nun? Menschen interessieren sich für die Meinung anderer, zeigen es aber nicht unbedingt auch digital in Form von sichtbaren Interaktionen. Communitymanagement ist daher unabdingbar. Und: Wer Beteiligung will, muss sie leicht machen.

Einmal die Woche Impulse, um besser zu kommunizieren?

6. Lesen schlägt Gucken schlägt Hören

53 Prozent der Befragten bevorzugen Text, wenn sie sich online informieren. 21 Prozent schauen lieber, acht Prozent hören Nachrichteninhalte. Bei den 18- bis 24-Jährigen liegt der Anteil der Lesenden mit 43 Prozent am niedrigsten – gleichzeitig ist der Anteil derjenigen, die Nachrichten lieber schauen, mit 29 Prozent am höchsten. Besonders gerne gehört wird in der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen.

Und nun? Texte bleiben zentral, aber reicht nicht mehr. Wer jüngere Zielgruppen erreichen will, kommt an Video und Audio nicht vorbei. Das bedeutet: Inhalte sollten von Anfang an multimedial gedacht werden. 

7. Zahlungsbereitschaft: Wenig Bewegung, gestiegene Skepsis

Nur 13 Prozent der erwachsenen Internetnutzer*innen sind bereit, für Online-Nachrichten zu zahlen – keine Veränderung zum Vorjahr. Am offensten zeigen sich die 35- bis 44-Jährigen, hier ist die Zahlungsbereitschaft am höchsten - liegt aber immer noch unter 20 Prozent. Der Rest bleibt skeptisch: 76 Prozent derjenigen, die bislang nichts zahlen, sagen, dass sie durch keinen der abgefragten Anreize dazu bewegt werden könnten. Zum Vergleich: 2024 lag dieser Wert noch bei 68 Prozent – die Ablehnung ist also gewachsen. Besonders hoch ist sie in der Altersgruppe 55+, wo 88 Prozent kategorisch ausschließen, jemals zu zahlen.

Einziger Lichtblick: Wenn bezahlt wird, dann am ehesten für lokale oder regionale Inhalte. Nähe zählt – und schafft offenbar noch den Sprung über die Bezahlschranke.

Und nun? Wer will, dass Menschen zahlen, muss ihnen zeigen, wofür. Relevanz entsteht durch Nähe, Einordnung und konkrete Alltagsbezüge. Die Strategie sollte daher lauten: klarer Mehrwert, konkrete Vorteile, und möglichst früh mit zahlungsbereiten Zielgruppen arbeiten – etwa den 35- bis 44-Jährigen.

8. Misstrauen gegen Meinungsmacher – Journalismus bleibt vergleichsweise stabil

42 Prozent der Befragten äußern Bedenken, Online-Nachrichten von Falschmeldungen unterscheiden zu können – fast ebenso viele sind unentschieden, 20 Prozent sehen kein Problem. Das zeigt: Es gibt ein Problembewusstsein, auch wenn unklar bleibt, wie häufig tatsächlich Desinformation erkannt wird.

Die größten Gefahrenquellen für Falschinformationen sind Online-Influencer*innen (>50%), gefolgt von Aktivist*innen, ausländischen Regierungen sowie Politiker*innen – auch aus dem Inland. Journalist*innen werden deutlich seltener als problematisch wahrgenommen. Das deutet auf ein vergleichsweise hohes Vertrauen in etablierte Medien hin.

Und nun? Vertrauen ist kein Selbstläufer, es will verdient sein. Medien sollten gezielt auf Transparenz setzen: Wer zeigt, wie Journalismus arbeitet, stärkt langfristig das Vertrauen.

9. Die größte Gefahr im Zusammenhang mit falschen Infos: Tiktok 

TikTok wird von 57 Prozent der Befragten als besonders gefährlich im Zusammenhang mit Falschinformationen eingestuft, gefolgt von X (53%), Facebook (50%) und Instagram (41%). Auch Telegram (38%) wird kritisch gesehen.

Um Informationen zu checken, greifen die meisten auf vertraute Nachrichtenquellen zurück (40%), auch auf Suchmaschinen (35%) und offiziellen Quellen (30%). 

Und nun? Plattformkritik allein reicht nicht – Medien sollten dort aktiv sein, wo Desinformation vermutet wird. Mit Formaten, die verständlich, teilbar und überprüfbar sind. 

10. Lokale Nachrichten sind gefragt – über alle Generationen hinweg 

84 Prozent der Befragten interessieren sich mindestens etwas für Informationen aus ihrer Umgebung, knapp die Hälfte sogar stark. Die beliebtesten Kategorien: 51 Prozent konsumieren lokale Nachrichten, aber auch Informationen zu lokalen Verbrechen, Unfällen, Politik, Bekanntmachungen sowie Kultur und Aktivitäten. Während Politik und Bekanntmachungen vor allem ältere Zielgruppen ansprechen, sind Informationen zu Kultur und Alltagsdiensten generationenübergreifend relevant.

Nachrichtenmedien – ob online oder offline – gelten dabei in allen Kategorien als wichtigste Quelle für lokale Informationen.

Und nun? Die Rolle lokaler Medien ist ein Vertrauensvorschuss – den sollte man pflegen. Gleichzeitig bieten lokale Themen hohes Potenzial für Bindung und Relevanz – wenn Journalist*innen nah dran sind und alltagsnah erzählen. 

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Über die Autorin

Franziska Bluhm

Franziska Bluhm

Telefon: 0170 – 300 3671

E-Mail: post@franziskabluhm.de

Franziska Bluhm gehört zu den renommiertesten Medien- und Digitalprofis in Deutschland, mit mehr als 18 Jahren Führungserfahrung in unterschiedlichen deutschen Medienunternehmen - über Handelsblatt und WirtschaftsWoche, Rheinische Post und BILD. Sie unterstützt und begleitet Unternehmen und Redaktionen, gibt Trainings und Coachings, moderiert und hält Vorträge.

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